Der Jesuitenpater Bernd Hagenkord sieht die die größte Bedrohung für die Pressefreiheit „durch die großen Maschinen, die Netze, die Datenkraken und Algorithmen, die schon jetzt wissen, was ich morgen vielleicht kaufen will“. Das erklärt der leitende Redakteur das Nachrichtenportals „Vatican News“ im Gespräch mit der „Tagespost“. Die Pressefreiheit sei dazu da, den Blick zu weiten und Dinge zu erzählen, von denen andere nichts wissen. „Das müssen wir uns erhalten, auch wenn es den Algorithmen nicht passt“, so Hagenkord.
Hagenkord: Vorurteile beruhen auf Nichtwissen
Dem Jesuitenpater zufolge, der seit 2009 im Vatikan arbeitet, berichten die Medien zu wenig über Afrika, Zentraleuropa und „all die Regionen der Welt, die für uns und unseren Wohlstand sehr wichtig sind, die wir aber nur noch durch unsere Brillen wahrnehmen“. Vorurteile beruhten auf Nichtwissen, und gerade bei diesen so wichtigen Teilen der Welt brauche es mehr Verstehen.
Das Problem am Verhältnis zwischen Kirche und Medien sieht Hagenkord darin, dass viele kirchliche Player noch immer im „Predigt-Modus“ seien, „soll heißen man erwartet sich, dass andere zuhören“. Die Kirche gebe jedoch schon längst nicht mehr den Takt vor, sondern müsse um Aufmerksamkeit werben. „Wenn diese Einstellung in der Kirche ankommt, ist schon viel gewonnen“, so der Jesuitenpater.
Begegnung mit der Weltkirche als intellektuelle Bereicherung
Sich selbst bezeichnet Hagenkord „immer mehr“ als gläubigen Menschen. „Bei uns hier in Rom ist ja die Weltkirche zu Besuch, immer wieder, und das nicht nur bei Synoden sondern ganz normal im Alltag.“ Dies sieht der Jesuit nicht nur als intellektuelle Bereicherung, sondern „weitet auch meinen Glauben. Dauernd entdecke ich etwas Neues, das ist ein Privileg und Geschenk für meinen eigenen Glauben“.
Was für den Jesuitenpater Hagenkord die größte Bedrohung für den Journalismus heute ist, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 22. November 2018. Kostenlos erhalten Sie diese Ausgabe hier.
DT/mlu