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Riad finanziert interreligiösen Dialog

Das vom saudischen König Abdullah gegründete KAICIID in Wien gerät immer wieder in die Kritik.
König Abdullah von Saudi-Arabien
Foto: Stringer (EPA) | das KAICIID ist eine Gründung des verstorbenen saudischen Königs Abdullah ibn Abd al-Aziz.

41 junge Akademiker und religiöse Führungspersönlichkeiten aus 25 Ländern wurden auf Kosten des „König Abdullah-Zentrums für interreligiösen und interkulturellen Dialog“ (KAICIID) im interreligiösen Dialog sowie in Friedensarbeit geschult und konnten das einjährige „KAICIID International Fellows-Programm“ abschließen. Sie sollen ihrerseits zu Trainern und Lehrern des interreligiösen Dialogs werden. Wie bei KAICIID üblich, gehören sie unterschiedlichen Religionen und Traditionen an, stammen aus verschiedenen Ländern mehrerer Kontinente.

Wenn Saudi Arabien in die Schlagzeilgen gerät, gerät in Österreich KAICIID in die Kritik

Da ist etwa ein griechisch-orthodoxer Vikarbischof, der sich an einem Projekt mit der Jüdischen Gemeinde von Paris versuchte, eine italienische Kirchenrechtlerin, die an einem „Vademecum des Dialogs für künftige Priester“ arbeitete, eine US-amerikanische Rabbinerin, die mit Teenagern an einem interreligiösen Kalender arbeitet, ein Abt aus Zentralafrika, der den interreligiösen Dialog in Bangui leitet, eine indische Journalistin, eine muslimische Nigerianerin und so fort.

Sie sind nicht nur eine Zukunftshoffnung ihrer Heimatländer, die vielfach unter interreligiösen und interethnischen Konflikten, mitunter auch unter brutaler Verfolgung religiöser – häufig christlicher – Minderheiten leiden. Sie sind auch die Gegenwartshoffnung des KAICIID. Denn wann immer Saudi-Arabien in die internationalen Schlagzeilen gerät – derzeit etwa, weil ein kritischer saudischer Journalist im saudischen Konsulat in Istanbul zu Tode gefoltert wurde und weil Riad den Völkermord im Jemen vorantreibt -, dann gerät in Österreich das KAICIID ins Fadenkreuz der Kritik.

KAICIID wird von Riad finanziert und von saudischen Funktionären delegiert

Nicht ohne Grund, denn das KAICIID ist eine Gründung des verstorbenen saudischen Königs Abdullah ibn Abd al-Aziz, wird von Riad finanziert und von saudischen Funktionären dirigiert, auch wenn die Trägerschaft der internationalen Organisation bei drei Staaten liegt. Die religiösen und politischen Führer aus Saudi-Arabien, die bei den noblen Konferenzen in Wien nicht nur christlichen Bischöfen, sondern Rabbinern, Buddhisten und Hindus die Hand schütteln und wortgewaltig erklären, warum der Islam eine Religion des Friedens und der Toleranz sei, denken gar nicht daran, den „Religionen des Buches“, geschweige denn Polytheisten auf der arabischen Halbinsel so etwas wie Religionsfreiheit einzuräumen.

DT/sb

Ob es nun propagandistisch hochwertige Heuchelei sei, was die Saudis da via KAICIID veranstalten, oder doch das zarte Pflänzchen der Hoffnung, das den nahenden Frühling eines winterlichen Systems anzukündigen wagt, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 06. Dezember 2018. Kostenlos erhalten Sie diese Ausgabe hier.

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