Das kirchenamtliche Österreich gab Kurt Krenn nach seinem Amtsverzicht als Bischof von St. Pölten 2004 dem Vergessen preis. Als philosophischen und theologischen Denker hatte man ihn schon zuvor nicht wahrnehmen wollen. Dabei waren die Grundfragen nach dem Menschen und seiner Wahrheitsfähigkeit, nach Gott und unserer Beziehung zu Ihm, jene Fragen, um die das Denken Krenns kreiste.
Geprägt von der Erkenntnissuche großer Denker
Krenns Regensburger Vorlesungen (1975 bis 1987) waren geprägt von der Erkenntnissuche großer Denker: Augustinus, Thomas von Aquin, Duns Scotus, Wilhelm Ockham, Bonaventura, Descartes, Kant, Hegel und Wittgenstein. Ihr Denken der Wirklichkeit Gottes war ihm Mittel zu dem Zweck, die Studierenden zu einem metaphysischen Denken anzuleiten. Insbesondere mit Thomas von Aquin machte Krenn seine Studenten vertraut.
Gegen die Verdunkelung der geoffenbarten Wahrheit
Die Auflösung überzeitlicher, geoffenbarter und vernunftmäßig erkannter Wahrheit in einem Brei von Meinungen, die scheinbar gleichwertig nebeneinander stehen, wurde mit der Ernennung zum Weihbischof in Wien 1987 auch zu seinem Kirchen-Thema. Aus der Überzeugung, dass der Mensch aufgrund seiner Würde ein Recht auf die Wahrheit hat, konnte Krenn nicht schweigen, wenn er Menschen Unwahrhaftes tun oder sagen sah, wo er Irrtum wähnte und Verdunkelung der geoffenbarten Wahrheit.
DT/sb (jobo)
Warum der Mensch „Recht auf die Wahrheit“ hat, was die Kirche dazu beitragen kann, dass Menschen die Wahrheit finden und welche Pflichten daraus für die Kirche resultieren, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 24. Januar 2019.