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Irland: Kirchenmalerei mit der kreativen Hingabe Michelangelos

Die kleine Kirche mit dem Namen „Oratory of the Sacred Heart“ in der Küstenstadt Dún Laoghaire ist ein echter Geheimtipp – nicht nur für Liebhaber sakraler Kunst.
Kirchenmalerei in Irland
Foto: Thomas Schneider | 16 Jahre verbrachte die Dominikanerschwester Mary Concepta in der Kapelle im irischen Städtchen Dún Laoghaire, um dem Glauben Farbe zu geben.

Sie gehört nicht zu den bekannten Touristenzielen Irlands, und ist doch äußerst sehenswert: Die kleine Kirche mit dem Namen „Oratory of the Sacred Heart“ in der Küstenstadt Dún Laoghaire. Das Besondere daran: Die Dominikanernonne Mary Concepta hat die Kapelle mit der kreativen Hingabe eines Michelangelo ausgemalt.

Mit Anfang 20 trat Lilly in das Kloster der Dominikanerschwestern ein

1874 als Lilly Lynch geboren, lernte sie das Malen im Atelier ihres Vaters Thomas Joseph Lynch, der die Renaissance der keltischen Kunst in den Mittelpunkt seiner Arbeit gestellt hatte. Nach seinem frühen Tod führte die erst 16-jährige Lilly das Geschäft des Vaters fort, doch ein Brand zerstörte das Studio und damit auch alle Träume, als Künstlerin Karriere zu machen.

Mit Anfang 20 trat Lilly in das Kloster der Dominikanerschwestern in Dún Laoghaire ein und unterrichtete als Lehrerin für Kunst, Handwerk und Musik. Zum Gedenken der im Ersten Weltkrieg in Flandern gefallenen irischen Soldaten schenkte Belgien der Gemeinde von Dún Laoghaire eine Herz-Jesu-Statue. Eigens für sie wurde „The Oratory of the Sacred Heart“ im Jahr 1919 erbaut.

Inspiriert vom berühmten Book of Kells und der keltischen Renaissancemalerei

Nun durfte Schwester Mary selbst zur Designerin werden und tun, wozu sie sich eigentlich berufen fühlte. 16 Jahre, von 1920 bis 1936, verbrachte sie jede freie Stunde in der Kapelle, um dem Glauben Farbe zu gegeben. Inspiriert vom berühmten Book of Kells und vom Stil der keltischen Renaissancemalerei mischte Lilly christliche, islamische, byzantinische und koptische Formen zu ihrem ganz eigenen, sehr humorvollen Stil.

Man kann sich der spirituellen Kraft, die von diesem kleinen Raum ausgeht, nicht entziehen. Man kann sich die Bilder eine Stunde lang anschauen oder einen Tag. Je länger man davor stehenbleibt, desto unbeschreiblicher wird das Gefühl, das einem beim Betrachten erfasst, als ob man hineingezogen würde in diese mystische Malerei.

DT

Warum es nicht allein die Schönheit der Malerei und ihre Besinnlichkeit ist, die den Zauber der kleinen Kirche ausmachen, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 14. März 2019.

Themen & Autoren
Nicole Quint Kirchenmalerei Klöster

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