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"Hauptsünde ist der Unglaube"

Der italienische Fundamentaltheologe Dom Giulio Meiattini OSB gibt Impulse zur Gewissensbildung der Gläubigen heute.
Italienischer Theologe warnt vor Anpassung der Lehre
Foto: Marcus Brandt (dpa) | Der Mangel an Glaube zeige sich heute in der Form des Atheismus, der religiösen Gleichgültigkeit und auch des religiösen Synkretismus, so Dom Giulio Meiattini.

Der italienische Fundamentaltheologe Giulio Meiattini OSB hat sich gegen eine Verwässerung des Sündenbegriffs ausgesprochen. Im Gespräch mit der "Tagesspost" bezeichnete er den Unglauben als "die Hauptsünde, die heute nicht mehr wirklich als solche angesehen und häufig nicht beim Namen genannt wird. Der Mangel an Glaube zeige sich heute in der Form des Atheismus, der religiösen Gleichgültigkeit und auch des religiösen Synkretismus.

Hohe Anforderungen der katholischen Moral gehen auf Jesus zurück

Der italienische Benediktiner, der einen Lehrauftrag an der Ordenshochschule Sant'Anselmo in Rom hat, unterstrich, dass die geringe Glaubwürdigkeit der katholischen Moral und ihrer hohen Anforderungen auf Jesus zurückgehe. Als Christus zu verstehen gegeben habe, dass er sich dem Tode ausliefern müsse, habe Petrus sofort Einwände erhoben Als Jesus erklärt habe, dass ein Verstoß der Ehefrau nicht zulässig sei, habe Petrus ausgerufen: „Dann ist es nicht gut zu heiraten“. Am Ende der langen Rede über das Brot des Lebens in Johannes 6 seien viele Jünger gegangen, weil die Worte Jesu, wie der Evangelist sagt, „unerträglich“ gewesen seien und sie ihn nicht verstanden hätten.

Dom Meiattini äußerte sich kritisch über eine Anpassung der Lehre an die Wünsche der Gesellschaft. Wörtlich erklärte er: "In der Kirche bemüht man sich nunmehr seit mehreren Jahrzehnten, das Evangelium auch in seinen moralischen Anforderungen verständlich zu machen. Und man denkt, dieses Unterfangen könne gelingen, indem man diese Anforderungen ,flexibler' macht und einige Aspekte des Dogmas ,abmildert'. Ich frage mich also, ob wir es noch für wahr halten müssen, dass ein Jünger Jesu zu sein bedeutet, mit Ihm nach Jerusalem hinaufzuziehen und nicht vor dem Kreuz davonzulaufen. Kurz: sind wir bereit, für den Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes und einzigen Erlöser, zu sterben? Wie Sie sehen, ist diese Frage sehr direkt und unbequem, aber man kann ihr nicht ausweichen."

Hingabe des Lebens für Christus die größte Gnade

Das zeitgemäßeste und am stärksten in Vergessenheit geratene Problem sei die Ausbildung von Christen, die verstünden, dass die Hingabe des Lebens für Christus die größte Gnade sei. Alle Christen seien jeden Tag und auf verschiedene Weise dazu aufgerufen, weil dies der Kern des Glaubens sei. Gewissensbildung der Gläubigen bedeute heute, "ihnen bewusst zu machen, dass der Ruf zur Heiligkeit notwendigerweise eine gewisse Form des Sterbens erfordert, das man nicht immer von der Welt ,verstanden', sondern auch abgelehnt wird."

DT/reg

 

Die Hintergründe zu diesem Thema finden Sie in der Wochenausgabe der Tagespost.

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Regina Einig Christen Fundamentaltheologen Gläubige Jesus Christus Katholizismus

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