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Edith Stein: Geistliche Dimension der Wahrheitssuche

Das Denken und die Schriften Edith Steins sind voller Impulse und Anfragen an die heutige Zeit, meint der Vorsitzende der Edith-Stein-Gesellschaft in Österreich.
Edith Stein - heiliggesprochene Nazi-Gegnerin
Foto: epa ansa Claudio Onorati (ANSA) | Das Bild zeigt ein Porträt der von den Nazis ermordeten Karmeliterin Edith Stein. Sie war die erste Katholikin jüdischer Abstammung, die heiliggesprochen wurde.

Die Wahrheitssuche darf sich nicht auf die materielle, immanente Ordnung beschränken, sondern muss auch die geistliche Dimension des Menschen umfassen, um erst „menschlich“ zu sein. Dies sei für die heilige Edith Stein klar gewesen, meint Pater Roberto Maria Pirastu. Im Gespräch mit der „Tagespost“ erklärt der Präsident der Edith-Stein-Gesellschaft in Österreich, dass das Denken und die Schriften Edith Steins voller Impulse und Anfragen an die heutige Zeit seien.   

Edith Steins Werk zeigt: Glaube und Vernunft gehören zusammen

Pirastu nimmt heute eine Zerrissenheit zwischen einem naiven Glauben an die Technik und einem Spiritualismus wahr, „der das Glück im Mysteriösen und Unvernünftigen sucht“. Edith Steins Leben und Werk zeigten gerade umgekehrt, wie Glaube und Vernunft zusammengehörten, so der Pater.

Zudem weist Pirastu darauf hin, dass Edith Stein Philosophie stets mit dem hohen Anspruch betrieben habe, die Wahrheit zu suchen. „Ihre wissenschaftliche Methode, die Phänomenologie, versucht gerade, zum Wesen der Dinge vorzudringen, zu einer Wesensschau.“ Mit dem Begriff „Wahrheit“ habe sie sich gleich an mehreren Stellen und unter verschiedenen Gesichtspunkten in ihrem Werk befasst. Gerade im Zusammenhang mit der Bildungsidee Edith Steins stehe das Verständnis von ontologischer Wahrheit im Vordergrund.

Bildungsideal Edith Steins betrachtet Menschen in seiner Ganzheit

„Das Bildungsideal Edith Steins betrachtet den Menschen, sei es ein Kind in der Schule oder ein Erwachsener, gerade in seiner Ganzheit von natürlichen Anlagen, Vernunft und Geist“, so Pater Pirastu. Dabei kritisiere sie sowohl einen naiven Notionismus, der dem Menschen lediglich Daten und Wissen vermitteln wolle, wie auch eine naive Reduktion des Menschen auf Lustgefühle.

Die aus einem jüdischen Elternhaus stammende Philosophin Edith Stein konvertierte 1922 zur katholischen Kirche und trat 1933 in den Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen ein. 1942 wurde sie im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet. Papst Johannes Paul II. sprach sie 1998 heilig.

DT/mlu

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