Das Verständnis des Katholischen ist laut Pfarrer Christian Göbel bei amerikanischen und deutschen Katholiken unterschiedlich. „Wir sind anders katholisch“, meint der Seelsorger der deutschsprachigen Katholiken in New York. In den USA fände man unter Katholiken noch alles, was es in Deutschland nicht mehr gebe: beispielsweise die Überzeugung einer Pflicht, sonntags in die heilige Messe zu gehen, sowie die regelmäßige Beichtpraxis.
Auch die Predigten muss Göbel für amerikanische Katholiken anders halten
Auch die Predigten müsse Pfarrer Göbel anders halten, wenn er nicht mit seiner Gemeinde die Messe feiere, sondern in einer amerikanischen Pfarrei aushelfe. Überhaupt sei die Mentalität in den USA konservativer als in Deutschland. Es gebe eine starke, von den Bischöfen unterstützte Bewegung für den Schutz des ungeborenen Lebens; katholische Fundamente würden nicht in Frage gestellt; es werde treu übernommen, was die Kirche lehre. Die Deutschen in den USA behielten hingegen ihre eigene Mentalität; hier stehe mehr die persönliche Beziehung zu Gott und das Gemeindeleben im Vordergrund; die Kirchenpolitik sei seinen Gemeindegliedern nicht so wichtig, so Pfarrer Göbel.
Deutsche Katholiken in New York erfahren Gemeinde als "Familie"
Pfarrer Göbel ist erst der zweite Amtsträger in New York, nachdem der erste Pfarrer in den Ruhestand ging. Doch nicht nur das Alter der Gläubigen sei spezifisch für die deutschen Katholiken im Ostküsten-Bundesstaat. Sie erführen hier Gemeinde als ihre „Familie“, hätten alle einen ähnlichen Lebenshintergrund und der Einzelne sehe, dass er in der Gemeinde wichtig sei, wohingegen ein Deutscher in einer amerikanischen Pfarrei nicht so rasch Anschluss fände.
DT
Wie Pfarrer Göbel die Aufarbeitung der Missbrauchskrise in den USA wahrgenommen hat, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 25. April 2019. Kostenlos erhalten Sie diese Ausgabe hier.