Wie in jedem Jahr kommt das Weihnachtsfest total überraschend. Sie können nichts dafür, wenn Sie die Geschenke erst in der letzten Sekunde einkaufen können. Hetzen Sie am kommenden Wochenende mit tausend anderen Menschen am Samstagnachmittag durch die Innenstadt, kämpfen Sie sich durch die verstopften Parkhäuser, fluchen Sie über die langen Schlangen an der Kasse, bis Ihnen der 20. Laden mit seinem „Last Christmas“-Gedudel endgültig einen Nervenzusammenbruch beschert. Warum sich rechtzeitig darum kümmern? Ein Diamant entsteht auch nur unter großem Druck!
Als aufrechter Christ Veranstaltungen bokykottieren, die das Label "Weihnachten" führen
Überprüfen Sie, ob die Supermärkte Weihnachtsmänner verkaufen. Rufen Sie gegebenenfalls zum Boykott auf. Sie kämpfen für eine gerechte Sache, deshalb sorgen Sie dafür, dass Sie bei Ihren Wortgefechten mit der armen Verkäuferin im Fair-Trade-Laden möglichst geifernd und in einem triumphalistischen Gestus die Wirtschaftsbeziehungen des „Weihnachtsmannes“ (deuten Sie an dieser Stelle mit Zeige- und Mittelfinger die Anführungszeichen an) zum Brausehersteller Coca Cola offenlegen, dessen Ziel nicht nur die Gewinnmaximierung, sondern – wie Sie vermuten – auch die Zerstörung des christlichen Kulturguts ist. Jeder soll Ihnen ansehen, dass das bevorstehende Fest von der Geburt unseres Erlösers keineswegs dafür sorgt, dass Sie erlöster aussehen.
Als aufrechter Christ müssen Sie deshalb alle Veranstaltungen boykottieren, die das Label „Weihnachten“ führen, obwohl sie mit Ihrem (!) Fest zur Geburt Ihres (!) Erlösers nichts zu tun haben. Gibt es in Ihrer Stadt schon jetzt einen Weihnachtsmarkt, obwohl noch nicht einmal der Advent begonnen hat? Vielleicht verschafft ein saftiger Leserbrief oder eine konzentrierte Email-Aktion an den Oberbürgermeister Ihrem Ärger ein Ventil. Wird es nicht längst mal wieder Zeit für eine Online-Petition?
Wintermärkte zeigen Verfall des christlichen Abendlandes
In manchen Städten heißen diese Märkte sogar „Wintermärkte“. Auch das kann selbstverständlich nicht akzeptiert werden. Es ist letztlich gleichgültig, ob gekränkte Moslems, voreilige Grünen-Politiker oder Ihre Beschwerdebriefe an den Oberbürgermeister für die Umbenennung verantwortlich sind. Nirgends zeigt sich der Verfall unseres christlichen Abendlandes so deutlich wie in den Weihnachtsmärkten, die vor Weihnachten stattfinden und in jedem „Wintermarkt“, der nicht „Weihnachtsmarkt“ heißt.
DT
Weitere Möglichkeiten, wie Sie sich Weihnachten so richtig vermießen können, finden Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 20. Dezember 2018. Kostenlos erhalten Sie diese Ausgabe hier.