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Berlins beratungsresistenter Kulturbetrieb

Das Theaterstück „Der Stellvertreter“ von Rolf Hochhuth wurde 1963 im Theater am Berliner Kurfürstendamm uraufgeführt. Jetzt kommt es zu einer Neuinszenierung im Steglitzer Schlosspark-Theater. Gelernt hat die Theaterszene der Hauptstadt in den vergangenen 55 Jahren offenbar nichts.
Pius XII.
Foto: epa ansa Ettore Ferrari (ANSA) | An undated black and white file picture made available on 09 October 2008 shows Pope Pius XII (1876-1958) in his office at Vatican City.

Es ist jetzt 55 Jahre her, seitdem das Theaterstück „Der Stellvertreter“ von Rolf Hochhuth im Theater am Berliner Kurfürstendamm uraufgeführt wurde. Es geht darin um den „Weltkriegspapst“ Pius XII. Und dessen Mitschuld am Holocaust. Er habe geschwiegen, obwohl er hätte eingreifen können, so der Tenor von Hochhuths Stück. Er wird dabei zu einer Art „Sündenbock“, auf den die damals schweigende Mehrheit in Europa schon sehr bald nach dem Krieg ihre Schuldgefühle projizieren konnte.

Pius-Forschung hat Hochhuth längst widerlegt

Dass die Pius-Forschung in den vergangenen 55 Jahren so ziemlich alles widerlegte, was Hochhuth in seinem Machwerk über Papst Pius XII. behauptet, ficht das Berliner Schlosspark-Theater nicht an, das Stück jetzt neu zu inszenieren (die Premiere ist am 8. September). Doch nicht etwa so, dass nun stimmte, was auf der Bühne zu sehen ist (dann wäre das Stück schnell vorbei), sondern gewissermaßen im Original, als Knicks vor dem hochbetagten Verfasser.

Wie moralisch integer hat Pius XII. gehandelt?

Regisseur Philip Tiedemann bringt zudem das Motiv aktueller Fragen zur Sprache: „60 Jahre nachdem Hochhuth den „Stellvertreter“ schrieb, stellen wir fest, dass die Hoffnung, es möge inmitten dieser Welt voll von Krieg, Ungerechtigkeit, Verfolgung und Unterdrückung doch wenigstens eine Stimme, eine Instanz geben, die moralisch integer, die erhaben sei, da stellen wir fest, dass diese Sehnsucht nach wie vor unerfüllt bleibt“. Nach wie vor? Heißt dann wohl: Papst Pius XII. hat nicht moralisch integer gehandelt.

Wie unsinnig diese Behauptung ist, zeigt Josef Bordat in seiner Kolumne „Der dicke Hund“. Erfahren Sie außerdem, was Dieter Hallervorden, Chef des Schlosspark-Theaters, zur Neuinszenierung in seinem Haus sagt – jetzt, in der neuen Ausgabe der „Tagespost“ vom 6. September. Kostenlos erhalten Sie diese Ausgabe hier.

DT (jbj)

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