Schon die Päpste Johannes Paul II. und Pius XI. waren Liebhaber der Berge und des Bergsports: Johannes Paul II. war leidenschaftlicher Skifahrer, Pius XI. in seiner Mailänder Zeit als Professor und Bibliothekar der Ambrosiana aktiver Bergsteiger – in der Silvesternacht 1899 stieg er sogar mit einer kleinen Gruppe des neapolitanischen Alpenvereins zum Krater des Vesuv hinauf.
Zunächst kollidierte das Bergsteigen stets mit der Sonntagspflicht
Das Gefühl, dass man in den Bergen sogar die heilige Messe zu feiern habe, weil man dort „dem Himmel ganz nah“ sei, ist ein relativ junges Phänomen. Grundsätzlich kollidierte das sonntägliche Bergsteigen stets mit der Sonntagspflicht, weshalb auf einigen Hütten im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert Andachtsräume und Kapellen geschaffen wurden.
Die Bergmesse hat aber mehr zu bieten als bloß eine heilige Messe an einem anderen Ort. Tatsächlich erfährt die Seele beim Bergsteigen Einkehr, Demut, Erholung und Weite, wird der Mensch klein und das Göttliche spürbar. Und es ist zu vermuten, dass die Sehnsucht des modernen Menschen nach der unberührten Natur im Kern unendliche Sehnsucht nach dem Allerheiligsten ist: Hoch und heilig soll es sein, die Stille wird gesucht und mit den Gipfeln und ihren weithin sichtbaren Kreuzen letztlich auch der Altissimus des Gloria, Jesus Christus.
Auch im Winter Bergmessen auf dem Petersberg in Oberbayern
Auf dem Petersberg im oberbayerischen Flintsbach gibt es sogar im Winter Bergmessen: An St. Barbara, St. Stephan und in der Silvesternacht. Doch auch in Bayern ist vor allem der Sommer die große Zeit der Bergmessen: Insgesamt fanden allein in der Erzdiözese München und Freising im Sommer 2018 rund 400 Bergmessen statt. Zu den beliebtesten zählen die Messen auf der Zugspitze, auf dem Wendelstein, auf dem Wallberg bei Rottach-Egern, auf dem Predigtstuhl bei Bad Reichenhall und in St. Bernhard am Spitzingsee.
DT
Wann die evangelische Kirche die Berge für sich entdeckt hat, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 29. Mai 2019.