Manche Lücken auf dem Buchmarkt sagen etwas aus über den Einfluss des Zeitgeistes auf die Geschichtsschreibung. Die deutschsprachige Literaturauswahl über die spanische Kirchenlehrerin Teresa von Avila (1515–82) bietet dafür ein Beispiel. Zwar gibt es eine wertvolle Einführung in das Glaubensleben der Heiligen aus der Feder der Theologin Jutta Burggraf (1996). Doch eine stimmige historische Einordnung der Reformen Teresas fehlte bisher nördlich der Alpen. Ausgerechnet die mobilste aller Karmelitinnen scheint oft zwischen den Scheuklappen feministisch getönter Perspektiven festzuklemmen. Sie als Opfer einer männerdominierten Gesellschaft zu zeichnen wird ihrem Format nicht gerecht. Pünktlich zum 500.
Weitgereist, doch entweltlicht
500. Geburtstag der heiligen Teresa von Avila: Linda Maria Koldau befreit das Bild der spanischen Kirchenlehrerin von der Last einer feministisch gefärbten Geschichtsschreibung. Von Regina Einig