Im Sommer 1995, mehr als 60 Jahre nach der Verhaftung und Ermordung ihres Vaters im Jahr 1930, reist Antonia Golowina in die sibirische Altai-Region. Dort besucht sie die verlassene „Sondersiedlung“ Shaltyr, in der sie zwischen 1931 und 1934 mit ihrer „Kulakenfamilie“ in der Verbannung gelebt hat. In der Nähe der ruinierten Baracken, die hinter einem immer noch hohen Stacheldrahtzaun langsam vermodern, trifft Antonia Golowina eine Frau ihres Alters. Auch sie hat als Kind in den Dreißigerjahren in Shaltyr in der Verbannung gelebt. „Ich bin eine Kulakentochter“, sagt die Frau und Antonia ist erschüttert. Denn niemals zuvor hat sie öffentlich diesen Satz gehört.
Über die eigene Herkunft wurde nur geflüstert
Orlando Figes beschreibt das qualvolle Leben der in Stalins Russland verfolgten Kulaken