Bei Hagiografien über Päpste verbieten sich nostalgische Verklärungen von selbst. Meist fallen die historischen und theologischen Anforderungen an ein Pontifikat zu vielschichtig aus, um sich mit glorifizierenden Porträts im Stile von „Helden und Heilige“ zu vertragen. Als Paul VI. 1978 starb, riefen die Pilger auf dem Petersplatz nicht mit Tränen in den Augen „Santo subito“ wie Jahrzehnte später bei Johannes Paul II. Tatsächlich flogen dem Montini-Papst die Sympathien des Volkes bei weitem nicht so zu wie seinem leutseligen Vorgänger Johannes XXIII. und seinem charismatischen Nachfolger aus Polen.
Reibefläche der Konzilsgeneration
Reformer, Kind seiner Zeit und bald ein Seliger: Paul VI. erscheint in Ulrich Nersingers Biografie als Papst zwischen ideologischen Fronten. Von Regina Einig