Die bürgerliche Gesellschaft Deutschlands und ihre Denker befinden sich in einem merkwürdigen, ja paradoxen Zustand. Jeder, ob er sich nun linksliberal oder rechtskonservativ versteht, schöpft aus einem reichen Fundus der Topoi alter und neuer kulturkritischer Verfallsgeschichtsschreibung. Beklagt wird vielerlei, um willkürlich nur einige Beispiele zu nennen: Die Rechtschreibreform als Verfall der deutschen Sprache, McDonalds als Verfall der europäischen Esskultur, der Populismus, sei es nun der eines Lafontaines oder Haiders als Verfall der politischen Kultur, die Inszenierungsmacht der Medien als Verfall der bürgerlichen Öffentlichkeit, die moralischen Exzesse der Spaßgesellschaft als Verfall von Anstand und Sitte, der religiöse ...
Aufregende Kulturkritik
Richard Wagners neues Buch „Es reicht“ ärgert und belohnt zugleich die Lektüre