Zum Himmel zeigt mein Bart, am Buckel kracht/ Der Schädel mir; wie vom Harpyienschrei/ Krampft sich die Brust; der Farben Sudelei/ Tropft aus dem Pinsel auf die Wange sacht. Die Lenden sind bis an den Bauch gedrängt,/ Zur Kruppe drückt verborgen sich der Steiß,/ Das Auge kann den Fuß schon nicht mehr finden.“ Man darf sich die Qualen Michelangelo Buonarrotis auf dem Gerüst der Sixtinischen Kapelle, von wo er in unnatürlicher Körperhaltung die Decke ausschmückte, nicht als gering vorstellen. Ganz so, wie es der Künstler in einem Sonett ausgedrückt hat. Zumal ein wesentlicher Teil des Leidens nicht nur physischer Natur war, sondern auch seelischer.
Vor dem Drama des Gerichts
Das „Jahr des Glaubens“ hat während der Fastenzeit seinen überraschenden Höhepunkt: Die Wahl eines neuen Papstes. Permanent gehen jetzt Bilder von der Sixtinischen Kapelle durch die Medien, schließlich findet dort das Konklave statt. Es lohnt sich also, diesen Ort des Glaubens und der Kunst ein bisschen genauer unter die Lupe zu nehmen. Im zweiten Teil der Tagespost-Serie zu den christlichen „Glaubensschätzen“. Von Stefan Meetschen