Was für ein Mensch mag die Nonne Guda wohl gewesen sein? Sie selbst beschreibt sich auf dem kunstvoll in die Initiale D eingezeichneten Schriftband als „peccatrix mulier“, als sündiges Weib. Doch wer sie betrachtet, wird das kaum glauben wollen. Selbstbewusst mutet die Körperhaltung der frommen Frau an, die aus dem Buchstaben herausblickt und den Betrachtern auf dem lateinisch gefassten Schriftzug innerhalb der Initiale mitteilt, dass sie dieses Buch gemalt und geschrieben hat. Das D, in das sie eingezeichnet ist, steht für „Dominus“ (Herr) und drückt die Vorstellung aus, dass das Bild der Nonne Guda in Gott ruht.
Von der Anonymität zur Persönlichkeit
Prachtvoll und wegweisend: Anton Legner über die Künstler im Mittelalter in einem opulenten Kunstband