Einst galt die Ukraine ob ihrer fruchtbaren Böden als die Kornkammer Europas. Doch dann kam Stalins Zwangskollektivierung über das Land: 1930 zog der Staat 30 Prozent des Ernteertrags in der Ukraine ein, 1931 waren es bereits 41,5 Prozent. Um mit ihren Familien überleben zu können, waren die Bauern gezwungen, Teile ihrer eigenen Ernte zu stehlen – ein willkommener Anlass für Dorfsowjets und junge Kommunisten, wahllos Bauern zu verhaften und zu misshandeln. Moskau verabschiedete am 7. August 1932 ein Gesetz, das „jeden Diebstahl und jede Verschwendung sozialistischen Eigentums“ streng bestrafte: Bis Dezember 1933 wurden 125 000 Menschen nach diesem Gesetz verurteilt; 5 400 mal wurde die Todesstrafe verhängt.
Unbewältigte Leiden des ukrainischen Volkes
Stalin schickte den Hunger und die Russifizierung. Von Stephan Baier