Rund 600 Kilokalorien standen dem Leningrader Bürger während der Blockade pro Tag durchschnittlich zur Verfügung: ein bisschen Brot, Erbsen, Soja, manchmal etwas Zucker oder Fleisch. Die Menschen in der zweitgrößten Stadt der Sowjetunion behelfen sich auf ihre Weise: Erst essen sie ihre Katzen und Hunde, dann füllen sie ihre Mägen mit Suppen aus Tischlerleim und anderen Ersatzstoffen. Auch Fälle von Kannibalismus hat es gegeben. Wem die Lebensmittelkarte gestohlen wird, wer ohnehin schwach ist, den erwartet der sichere Tod. 872 Tage lang belagert die Wehrmacht die Stadt am Fluss Newa. Hitler hat den Plan, den Lebenswillen der Einwohner im Bombenhagel systematisch auszulöschen, sie auszuhungern.
Überleben mit einer Handvoll Brot
Das Tagebuch der sowjetischen Schülerin Lena Muchina erinnert an die Blockade Leningrads während des Zweiten Weltkriegs. Von Josefine Janert