Der Tod meines Bruders Albert im Frühjahr hat mich hart getroffen, auch wenn er absehbar war. Durch einen Sauerstoffmangel bei der Geburt war er Zeit seines Lebens in der Motorik und Auffassung beeinträchtigt, so dass er die Volks- und Berufsschule nur mit großer Mühe abschließen konnte. Auf der anderen Seite hatte er ein geradezu fotografisches Gedächtnis, das ahnen ließ, was in ihm steckte. Warum schenkt Gott eine so große Begabung, die sich nie richtig entfalten konnte? Und schließlich, auch wenn es seltsam klingen mag: Warum hat es ihn getroffen? Albert war zufrieden mit seinem Leben. Am Sterbetag habe ich ihn noch besucht und eine wunderbare Begegnung mit ihm gehabt, obwohl er in einem erbärmlichen Zustand war.
Tagesposting: „Dann kommen wir in den Himmel“
Von Richard Kocher