Eine zehn Kilometer lange Menschenkette gegen die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken, Zehntausende gegen ein gigantisches Bahnprojekt und Tausende im sogenannten Bildungsstreik. Die Zahlen sind hoch, aber der Aufwand, alle diese Menschen an einen bestimmten Ort zu beordern, mittlerweile erstaunlich gering. Organisiert über das Internet, über Seiten wie Facebook, Twitter und andere Plattformen, in denen Hunderttausende Bürger registriert sind und eine Nachricht alle gemeinsam zur gleichen Zeit erreicht – und zwar nur Sekunden, nachdem sie ein Absender abgeschickt hat –, lassen sich Massen heute ganz einfach bewegen. In den vergangenen zehn Jahren sollen genauso viele Protestbewegungen entstanden sein wie zuvor in den Jahren ...
Sitzen bleiben, politisch ungenügend
Wenn die Partei als Dienstleister nicht mehr funktioniert, stehen ihre (Nicht)Wähler auf der Straße und skandieren. Politische Entscheidungen immer wieder zurückzudrehen, heißt aber auch, den Ort zu relativieren, wo sie getroffen werden. Stirbt also das Parlament? Und liegt in einer „neuen Protestkultur“ das Heil? Demokratie 2.0 – am Wochenende diskutierte eine Runde in der Katholischen Akademie München über neue Formen gesellschaftlicher Beteiligung. Von Anna Hofmeister