Aus Sicht der heutigen so „aufgeklärten“ Öffentlichkeit ist Diderot der Aufklärer schlechthin, dessen Modernität und so lange verkanntes Genie sich der Welt endlich offenbart. Die begeisterte Öffentlichkeit feiert in diesen Tagen am 5. Oktober seinen 300. Geburtstag wie den Festtag eines Heiligen, dessen heroische Tugenden der Gegenwart zum Vorbild gereichen. Hymnische Elogen ergießen sich über den als wahre Lichtgestalt des 18. Jahrhunderts Präsentierten, der als Herausgeber der französischen „Encyclopédie“ für Werte wie Toleranz, technischen Fortschritt und die Herrschaft der Vernunft stehe.
Sein Projekt war Entsakralisierung
Er verehrte die heidnische Göttin Juno und schrieb gegen die Kirche: Vor 300 Jahren wurde Diderot geboren. Von Katrin Krips-Schmidt