Es ist ein Spiel der Erwartungen, das im politischen Berlin vor dem Staatsbesuch von Papst Benedikt XVI. im September gespielt wird. Das öffentliche Spiel mit Erwartungen ist ein höchst effektives Instrument der politischen Steuerung und Einflussnahme. Es ist ein dialektisches Spiel mit unzähligen Möglichkeiten. An den Papstbesuch lassen sich beispielsweise hohe und unrealistische Erwartungen stellen – was gleichzeitig ehrlichem überschäumendem Enthusiasmus entspringen als auch einem eher fragwürdigen Kalkül geschuldet sein kann, die Fallhöhe der nach dem Besuch formulierbaren Enttäuschung umso größer erscheinen lassen zu können. An den Papstbesuch lassen sich im Vorfeld aber auch (zu) niedrige Erwartungen formulieren – ...
Seien Sie doch einfach mal neugierig, Herr Thierse!
Der Papst kommt im September nach Berlin. Das politische Berlin formuliert schon einmal seine Erwartungen. Aber lässt sich der Staatsbesuch von Benedikt XVI. überhaupt mit Erwartungen fassen, oder sollte nicht vielmehr Neugier, Offenheit und Respekt anstelle des üblichen (kirchen-)politischen Geschäftes dieses Ereignis prägen? Beobachtungen an einem Abend in der Katholischen Akademie. Von Johannes Seibel