Zwei Trierer Ausstellungen unternehmen den Versuch, Marx als Kind seiner Zeit darzustellen. Das gelingt gut – allerdings um den Preis, einen Blick auf seine Wirkungsgeschichte zu vermeiden. Am 11. April 1868 schrieb Karl Marx an Laura, seine Tochter, und deren Mann Paul Lafargue: „Ich bin eine Maschine, dazu verdammt, Bücher zu verschlingen und sie dann in veränderter Form auf den Dunghaufen der Geschichte zu werfen.“ Diese Selbsteinschätzung, die man auf einer großen Schrifttafel inmitten der Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum lesen kann, überrascht, zumal Marx zeitlebens nicht von Minderwertigkeitsgefühlen geplagt wurde – aber sie bringt sehr treffend zum Ausdruck, was Marx tagein tagaus umtrieb: er las, ...
Feuilleton
Polemiker, Polterer und Polarisierer
Trierer Ausstellungen zu Karl Marx widmen sich dem Leben, blenden aber die Wirkung aus. Von Christoph Böhr