Wenn die acht Richter eines der beiden Senate zur Urteilsverkündung nach Karlsruhe laden, steht das politische Berlin nicht selten still. Das hängt mit der Stellung des Gerichts im politischen Machtgefüge zusammen, insoweit das Verfassungsgericht als Letztinstanz über die Geschicke der Republik befinden muss. Seine Urteile haben enormes Gewicht, was nicht zuletzt der Kampf um die Deutungshoheit über den Urteilstext belegt, der im Anschluss an die Verkündigung aus den politischen Stellungnahmen herauszuhören ist.
Mit dem libertären Kopf durch die Wand
60 Jahre Bundesverfassungsgericht waren in diesem Jahr Anlass für Lobeshymnen – Das Kruzifixurteil von 1995 spricht eine andere Sprache. Von Larsen Kempf