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Mein Tagesposting: Beschwichtigung reicht nicht

Von Klaus Kelle
Beschwichtigung reicht nicht - Tagesposting von Klaus Kelle
Foto: Kerstin Pukall | Der Autor ist freier Publizist und Sachbuchautor.

Wir haben uns daran gewöhnt, dass diese Welt ein unsicherer Ort geworden ist. Wir haben uns auch daran gewöhnt, dass wir in Sachen Krieg und Frieden in Europa auf einer Insel der Glückseligen leben. Die Lehren des Zweiten Weltkriegs haben besonders wir Deutschen geradezu mit der Muttermilch aufgesogen. Aber all das nützt nichts, denn – frei nach Schiller – es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Und Nachbarn sind nicht nur die, die den Balkankrieg mit brutaler Unbarmherzigkeit betrieben haben oder die mit massiver Drohung die Krim völkerrechtswidrig Russland einverleibt haben. Im globalen Dort sind eben auch „Schurkenstaaten“ wie der Iran und Nordkorea Nachbarn, wenn sie Interkontinentalraketen mit Atomsprengköpfen besitzen.

Besondere Sorgen macht uns der nordkoreanische Diktator Kim Jong-Un, der offenbar beides besitzt und damit nicht nur die südostasiatische Region mit rhetorischen Drohgebärden, Atomtests und dem Überflug von Trägerraketen über Japan bedroht, sondern auch zweimal die Woche ankündigt, die Vereinigten Staaten von Amerika atomar anzugreifen. Was macht man mit so einem Größenwahnsinnigen? Die Vereinten Nationen verabschieden Resolution um Resolution. USA, Russland und China gemeinsam! Dem Herrscher über ein atomares Bedrohungspotenzial in Pjöngjang scheint es nicht zu beeindrucken. Wer Wasserstoffbomben besitzt, so sieht es aus, kann sich alles erlauben. Und das ist nun wieder das Dilemma, das alle friedfertigen Menschen von Zeit zu Zeit umtreibt. Wir lange muss man fruchtlose Verhandlungen führen? Wie oft muss man „rote Linien“ ziehen, die dann keine Konsequenzen haben? Ein wenig erinnert es an das Deutschland Ende 1937, wo Hitler den Anschluss des Sudetenlandes betrieb und die Westmächte verhandelten und verhandelten, während das Nazi-Reich unbeeindruckt aufrüstete. Der britische Begriff „Appeasement“ (Beschwichtigung) stammt aus dieser Zeit. Kriegsmüde europäische Völker waren zu irrsinnigen Zugeständnissen gegenüber Hitler bereit, um nur nicht kämpfen zu müssen. Das Vermeiden einer militärischen Auseinandersetzung um jeden Preis führte konsequent in den Weltkrieg, der 55 Millionen Menschen das Leben kostete.

Ja, wir alle wollen Frieden, und lehrt nicht Jesus Christus uns, die andere Wange hinzuhalten, wenn man auf die eine geschlagen wurde? Hier geht es aber um einen drohenden atomaren Holocaust – in Nordkorea durch einen offenbar außer Kontrolle geratenen Machthaber, der sein eigenes Volk hungern lässt, aber die viertgrößte Armee der Welt unterhält. Und im Nahen Osten durch den Iran, dessen Repräsentanten immer wieder das Existenzrecht Israels öffentlich in Frage stellen.

Nein, wir wollen keinen Krieg, wir wollen Frieden. Wir wollen Frieden! Frieden! Frieden! Aber was tun, wenn skrupellose Herrscher sich einen Dreck darum scheren, was wir wollen? Muss man nicht irgendwann auch mit militärischer Gewalt eingreifen, um noch schlimmere Gewalt und Zerstörung zu verhindern. Wollen wir tatenlos zusehen und palavern, während wir vielleicht auf einen Dritten Weltkrieg zusteuern? Der könnte das Ende der Menschheit, ja dieser ganzen Erde bedeuten. Einen solchen Preis sollten wir nicht zahlen.

 
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