Papst Benedikt XVI. hat eine große Sorge: Dass der säkularisierte Westen vergisst, dass es einen Gott gibt, der mit dem Menschen eine persönliche Beziehung aufgebaut hat. Die Sorge ist berechtigt. Und es ist nicht allein eine fromme oder theologische Sorge, sondern eine fundamental menschliche, eine philosophische. Denn der Mensch im säkularisierten Westen streicht gegenwärtig nicht allein den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs aus seinem Gedächtnis, er ist im Begriff, im Namen der Autonomie und Selbstermächtigung jegliche Differenz zwischen sich und dem, was er nicht selbst ist und sich bisher nicht einverleiben konnte, zu leugnen und einzuebnen – mit der Folge, dass der Mensch in seiner Größe und Würde erbärmlich schrumpft.
Liebling, wir haben die Menschen geschrumpft
Die Säkularisierung frisst ihre Kinder – etwa mit Hilfe des Internets. Nachdem Gott für tot erklärt worden ist, wird jetzt ein Menschenbild für obsolet erklärt, in dem der Mensch wenigstens noch Abstand zu sich und den anderen nehmen durfte, also eine immanente Transzendenz behauptete. Welche dramatischen Folgen dies hat, ist kaum abzusehen. Von Johannes Seibel