Zu Zeiten, als das europäische Christentum nach der Systematik von Rüdiger Safranski noch eine „heiße“ Religion war, mithin andere Bekenntnisse als Konkurrenz begriff, war religiöse Polemik noch ein Mittel der Wahl. Auch Anti-Blasphemie-Gesetze schränkten deren Gebrauch nicht ein. „Blasphemie“ war im vormodernen Europa ein Straftatbestand, der nur das eigene Bekenntnis schützte, nicht das anderer. Schutzgut war des einzigen Gottes Ehre selbst, nicht die Gefühle der Gläubigen oder der öffentliche Frieden. Heute, da sich im Westen die Monotheismen gleichermaßen durch den säkularen Laizismus herausgefordert sehen, ist das anders.
Kommentar: Jenseits der Ästhetik
Von Oliver Maksan