Sie gilt als eine Königin der Muse, haucht Dichtern und Künstlern den Odem der Inspiration ein und versenkt deren Gemüt in tiefe Gedankenkreise. Die Rede ist von der Melancholie, jenem Temperament, das Aristoteles einst mit dem Saft der schwarzen Galle assoziierte und dann im Mittelalter unter dem Begriff der „Arcedia“ als Trägheitssünde verpönt war. Bevor Klassik und Romantik immerhin in ihr wieder den Keim aller schöpferischen Genialität entdecken sollten, erfuhr sie ihre erste große Adelung durch Albrecht Dürer, der 1514, also vor 500 Jahren, seinen weltberühmten Kupferstich „Melancolia I“ kreierte. Noch heute findet sich in ihm das ikonografische Urbild vor, das seither in allen Künsten immer wieder präsent ist.
Komm zu uns, Muse Melancolia
Die Schwermut hat eine lange Tradition in der Kunst: Vor 500 Jahren schuf Albrecht Dürer das Urbild ihrer Ikonografie. Von Björn Hayer