Es gibt in der modernen deutschen Literatur nicht viele Erzählungen, die den Weg einer jungen Frau zeigen, Nonne werden zu wollen: Eines der wenigen gelungenen Beispiele war bislang Luise Rinsers in den 1950er Jahren veröffentlichte Novelle „Geh fort wenn Du kannst“, in welcher die Protagonistin Angelina diesen Weg beschreitet – als politisch und seelisch geläuterte Widerstandskämpferin Mitte der 1940er Jahre in Italien. Mit Luisa Norff, der Protagonistin von Ralf Rothmanns neuem Roman „Der Gott jenes Sommers“, hat Angelina nun ernstzunehmende literarisch-geistliche Konkurrenz bekommen. Zumal auch bei Rothmann die Handlung am Ende des Zweiten Weltkriegs abläuft.
Feuilleton
"Ich hab alles erlebt"
Zweiter Weltkrieg und katholische Mystik: Ralf Rothmanns neuer Roman "Der Gott jenes Sommers" setzt eindrucksvolle metaphysische Akzente. Von Stefan Meetschen