Die kleine Japanerin wird auch in diesem Jahr wieder einen hundertfachen Tod sterben. Wird, nachdem sie drei Jahre lang auf's Meer hinausgesehen hat, weil sie wusste, dass eines Tages ein weißes Schiff kommen werde, verstehen, dass dieses Wissen die größte Lüge war, und wird sich – Christin war sie immer nur für ihn – den Hals durchschneiden. Und spätestens wenn sie den nichtsahnenden Jungen umarmt, den sie von ihm geboren hat und den sie ihm vermachen wird, spätestens dann – Giacomo Puccini weiß sehr genau um seine Wirkung – wird die Musik auch in diesem Jahr wieder unterlegt sein von leisem Schluchzen.
Gutes Theater: Es ist der vollkommen ästhetische Beweis der Schuld
Zum Start der Saison 2009/2010 an deutschen Theatern: An Puccinis „Madame Butterfly“ offenbart sich, dass Bertolt Brecht unrecht hat, und doch weitergeschrieben wird
