Tief verschleiert drängen sich Muslima in der Basilika St. Theresia in Kairo vor dem Reliquienschrein der normannischen Heiligen. Ihre gläubigen Männer ahnen nichts vom interreligiösen Abstecher in die Krypta des katholischen Gotteshauses. Arabische Votivtafeln an den Wänden berichten von erleichterten Betern. Nicht alle sind Christen. Es soll muslimische Frauen geben, die der freundlich lächelnden Statue der Therese von Lisieux ihre Bitte um einen guten Partner anvertrauten – und erhört wurden. In der überfüllten Basilika zerreißen unsichtbare Schleier zwischen den Besuchern und öffnen den Blick für eine Botschaft, die im stillen Kämmerlein vermutlich nie durchdränge. Menschenmassen können Nähe und sichere Distanz zugleich schaffen.
Glaubensmasse
Wenn die traditionelle Seelsorge der Pfarrei in der Krise steckt und der Weg des Glaubens im Alltag beschwerlich ist, dann kann eine Masse an Gläubigen, etwa bei Papstreisen, beim Pilgern oder Weltjugendtag, im Einzelnen zum kritischen Punkt werden, an dem ein verschütteter Glaube oder bloße Neugier zum tatsächlichen Glaubenserlebnis umschlagen. Eine Verteidigung des „Events“. Von Regina Einig