Fast alle Kunst, die wir heute in Museen bewundern, befindet sich an entfremdetem Ort. Ursprünglich stand sie im Dienste des Heiligen in seinen mehrfachen Ausgestaltungen: eingebettet in den sakralen Raum, die kultisch-liturgischen Vollzüge, auch in den Herrscher-Kult, der ebenfalls sakral verstanden war, und in die Sepulchral- oder Grabeskunst. Was heute zum ästhetischen Genuss außerhalb des religiösen Zusammenhangs dient, war jedoch niemals einfach zum Gefallen oder zur subjektiven Deutung, sei es des Künstlers oder des Beschauers, geschaffen. Vielmehr stand es unter den Gesetzen einer als göttlich empfundenen Schöpfung, die sich in Bauwerk und Handwerk, in heiligem Tanz und Musik ihren verehrenden Ausdruck schuf.
Fleischwerdung des Göttlichen in der Kunst
„Es gibt für die Gnade keinen neutralen Rahmen, und was nicht ,sammelt‘, das ,zerstreut‘“ – Die sakrale Kunst in den Weltreligionen