„Ich würde zu Fuß nach Chartres gehen und mein Kind der Muttergottes anvertrauen.“ Diese Worte aus dem Mund eines einst strammen Sozialisten auf die Frage einer Bekannten, was er denn täte, wenn eines seiner – ungetauften – Kinder ernstlich erkrankte, gehören zu den zahllosen staunenswerten Details im Leben eines Franzosen, der viele Dezennien dem kollektiven Vergessen anheimgefallen war. Mit dem Wiederaufblühen der Wallfahrt von Paris nach Chartres, die mit dem Namen Charles Péguys so verbunden ist wie vermutlich mit keiner anderen Gestalt des kulturellen Lebens, rückt ein katholischer Schriftsteller in den Fokus, dessen Tod vor genau hundert Jahren zu Beginn des Ersten Weltkriegs Anlass zur Reflexion gibt.
Ein treuer Wallfahrer
Der katholische Schriftsteller Joris-Karl Huysmans hat über sie geschrieben, doch zu ihr gepilgert ist ein anderer großer Autor des katholischen Frankreich: Charles Péguy, für den der Weg zur Kathedrale in Chartres ein existenzielles Erlebnis war. Sein großes Opfer vor dem großen Krieg. Ein Rückblick. Von Katrin Krips-Schmidt