Morgen wird der internationale Tag für Toleranz gefeiert. Konnte man 1995 noch nicht absehen, was sich daraus entwickeln würde, als 185 Mitgliedstaaten der UNESCO feierlich die Erklärung der Prinzipien zur Toleranz unterschrieben haben? Dass Toleranz auch dazu dienen kann, kulturelle Ordnungen auszuhebeln? Eigentlich soll der Tag ja nur daran erinnern, wie ein menschenwürdiges Zusammenleben der unterschiedlichen Kulturen und Religionen auf unserem Planeten ermöglicht werden kann. Toleranz ist ja in der Tat eine große Errungenschaft. „Eine Tugend, die den Frieden ermöglicht“, wie es bei der UNESCO heißt.
Die intolerante Toleranz
Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Kuriosum: Am Freitag, den 16. November, feiert die Welt auf Einladung der UNESCO den „Internationalen Tag der Toleranz“. Friede und Dialog, Rücksichtnahme und Geduld – wer kann daran schon etwas auszusetzen haben? Schaut man jedoch genauer hin, stellt man fest, dass der Toleranzbegriff sehr komplex ist. Und sogar sehr gefährlich, wenn man der Toleranz den Anspruch auf eine absolute Wahrheit raubt und sich lediglich an beliebigen Maßstäben wie dem öffentlichen Gebrauch der Vernunft orientiert. Grund genug also, diesen Festtag mit christlicher Skepsis zu begehen und an eine Form des Humanismus zu erinnern, die keine Kultur und Religion ideologisch ausgrenzt. Von Alexander Riebel