„Geht es doch unseren Vorsätzen wie unsern Wünschen: Sie sehen sich gar nicht mehr ähnlich, wenn sie ausgeführt, wenn sie erfüllt sind.“ So steht es in Goethes Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre, einem Werk, dessen lebensphilosophische Potenz sich bis heute tatsächlich nicht erschöpft hat. Der Philosoph Walter Benjamin meinte nichts anderes, als er über den oftmals ernüchternden Prozess der künstlerischen Vorstellungskraft Folgendes konstatierte: „Das Werk ist die Totenmaske der Konzeption.“ Immer klafft ein gewaltiger Abgrund zwischen dem, was wir uns vorstellen, was wir imaginieren, und dem, was wir dann in die Welt setzen. Das gilt für den Bereich der Moral ebenso wie für den Bereich der Ästhetik.
Der gute Vorsatz ist des Teufels
Zum Jahreswechsel berauschen wir uns an Plänen, wie wir unser eigenes Ich verbessern können. Der nüchterne Katholik weiß: Der Weg, der zur Heiligkeit führt, ist ein anderer. Von Alexander Pschera