Auf dem Podium des Nordisch-Baltischen Germanistentreffens, das neulich in Tallinn stattgefunden hat, herrschte Endzeitstimmung. Vertreter aus nord(ost)europäischen Instituten klagten über sinkende Studierendenzahlen, lamentierten über nachlassende Leidenschaft und Interesse für ihr Fach. Man nimmt bedrückend zur Kenntnis, dass in der Auslandsgermanistik vielerorts massiv Stellen gekürzt, ja, ganze Institute, welche die deutschen Kultur in der Ferne repräsentieren, geschlossen werden. Obgleich sich Deutschkenntnisse noch immer auszahlen, insofern sie noch immer zur Entwicklung und Stabilisierung von Handelsbeziehungen zwischen dem deutschsprachigen Raum und anderen Ländern beitragen, fehlt es offenbar zunehmend an Wertschätzung.
Der Abstieg der Seiltänzer
Zwischen Krise und Umbruch: Die einst so stolze Germanistik am Scheideweg des 21. Jahrhunderts. Von Björn Hayer