Gilgamesh“ und nicht „Gilgamesch“. Raoul Schrott hat das „c“ weggelassen und gleich schaut uns der altvertraute Name ein bisschen fremder an. Altvertraut? Kennt jemand aus der Generation der Sozial-Vernetzten den Namen überhaupt noch? Haben jene, denen mit Smartphone und „www“ das Wissen der Welt im Sekundentakt frei Haus geliefert wird (und die uns Altvorderen gleichwohl oft genug ahnungslos anstarren, wenn es um das geht, was einst Bildung genannt worden ist) je von diesem Mann aus dem 3. Jahrtausend vor Christus gehört, der die Mauer um Uruk und um das heilige Eanna baute, der die Tiefe auslotete, der Entlegenes wusste, der alles verstand, alles begriff, nämlich die ganze Summe der Weisheit?
„Das nicht zu errechnende Gewicht der Zeit spüren“
Für Jorge Luis Borges war in dem Epos schon die Weltweisheit enthalten: „Gilgamesh“ – Szenische Lesung nach Raoul Schrott. Von Ingo Langner