Ein Reich selber in den Mittelpunkt der Darstellung zu stellen, nicht in erster Linie die Taten seiner Herrscher oder die äußeren Daten der politischen Geschichte, das ist der verblüffend einfache Ansatz des amerikanischen Historikers Pieter Judson in seiner umfangreichen Monographie zum Habsburger-Imperium zwischen Maria Theresia und dem letzten Kaiser Karl. Es gelingt ihm in diesem von intimer Sachkenntnis der Geschichte Österreichs und Mitteleuropas getragenen Werk ein überzeugendes Korrektiv zur immer noch herumgeisternden Legende vom „Völkergefängnis“ Österreich-Ungarn, die sich dem hasserfüllten Nationalismus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg verdankt.
Das Doppelreich der Habsburger
Überraschend erfolgreich: Der Amerikaner Pieter M. Judson erweist sich als intimer Kenner Mitteleuropas. Von Urs Buhlmann