Lange Zeit galt sie als verpönt, besonders unter deutschen Katholiken: Die Volksfrömmigkeit. Im Zuge der Begeisterung über die angeblich so bahnbrechenden Neuerungen des Zweiten Vatikanischen Konzils wollte schließlich niemand mehr als hausbacken und traditionell angesehen werden, sondern als modern, aufgeklärt und progressiv. Die große Entrümplung begann: Beichtstühle, Marienaltäre, Wallfahrtsbräuche – dafür war in der sozialen Wohlstand-Kirche des Westens kein Platz mehr. Das Wort wurde zum Schreibtisch, das Herz Jesu zur abstrakten Kleckserei. Doch je länger dieser Abriss-Prozess anhielt, den man gemeinhin als Aufbruch pries, desto deutlicher wurde die spirituelle Leere, die er schuf und um die er in Wirklichkeit kreiste.
Comeback der Volksfrömmigkeit
Von Prälat Imkamp bis Papst Franziskus: Die kulturellen Elemente des Glaubens stehen wieder hoch im Kurs. Von Stefan Meetschen