Was wohl würde Bloy denken, wenn er heute noch lebte? Was würde er uns Katholiken ins Stammbuch schreiben? Léon Bloy (1846–1917) erlebte eine Zeit, in der die Kirche zwar massiv unter Beschuss geriet und in der auch nicht jeder ein Frommer war, der sich als ein solcher gebärdete. Seine Texte lassen keinen Zweifel daran, dass er seine Zeit als unheilig betrachtete. Und dabei sparte er auch hohe kirchliche Würdenträger nicht aus. Was er aber nicht kannte, das war jene Spaltung der katholischen Identität selbst. Eine heilige Messe war noch eine Heilige Messe. Die Kinder gingen, natürlich meist widerwillig, zum Katechismusunterricht. Rosenkranz und andere Frömmigkeitsübungen gehörten zur Tagesordnung.
Feuilleton
Bloy lebt. Und wir sind alle tot.
Gedanken zum 100. Todestag des französischen Schriftstellers Léon Bloy. Von Alexander Pschera