Mit wachem, kritischem Blick aus den Augenwinkeln, fast ein wenig herausfordernd, fixiert Werner Tübke (1929–2004) auf seinem Selbstbildnis von 1988 den Betrachter. Der Malerkittel ist verfleckt und oft getragen. Doch eine leuchtend rote Purpurkappe krönt sein Haupt und verleiht dem Bildnis Würde und Stolz. Sie ist den Herrschern der Gonzaga-Familie in der Camera degli Sposi im Palazzo von Mantua entlehnt und steht im formalen Kontrast zu seiner Arbeitskluft. Und doch stellt sie klar, wir haben es mit einem Malerfürsten – und das zu DDR-Zeiten – zu tun! Vis-a-vis gibt sich der 1968 geborene Michael Triegel in seinem Selbstporträt von 1997 die Ehre. Und das sprichwörtlich.
Feuilleton
Blind, mit einer Kerze in der Hand
„Werner Tübke und Michael Triegel – Zwei Meister aus Leipzig“: Ein Vergleich der Maler in der Kunsthalle Jesuitenkirche Aschaffenburg Von Susanne Kessling