Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“, sang Reinhard Mey 1986; und rund 30 Jahre später nehmen sich Millionen Migranten auch unter den Wolken die Freiheit, europäische Landesgrenzen zu ignorieren und reisen ohne Visum, ja sogar ohne ihren Pass dorthin, wo, zumindest in ihren Träumen, für sie Milch und Honig fließen sollen. Zu den Grenzgängern ganz anderer Art gehören solche Geistesarbeiter, die sich gedanklich in einem Gelände bewegen, das man, um im Bilde zu bleiben, Niemandsland nennen könnte. Also jener naturgemäß eher schmale Bereich zwischen den Demarkationslinien, der sich von den mehrspurigen Ochsenpfaden des intellektuellen Mainstreams allein schon durch seine Unübersichtlichkeit unterscheidet, in dem ...
Auf den gefährlichen Pfaden im Niemandsland
Wie sich Rechts und Links vertauschen lassen – Grenzgänger zwischen den politischen Fronten im 20. Jahrhundert. Von Ingo Langner