Eine Auseinandersetzung mit dem biblischen Buch Judit müsste für Gegenwartsregisseure eine Steilvorlage zur subversiven Befragung unseres westlichen Geschichts- und Selbstverständnisses sein. Das Denken der Bibel kommt hier der Rechtfertigung von Terrorismus und Gewalt in der gegenwärtigen arabischen Welt schließlich gefährlich nahe: Judit schlägt im Namen Jahwes dem feindlichen General Holofernes den Kopf ab, Religion legitimiert selbst hinterlistige, nicht-kriegerische Gewalt. Als Gegenoption zeigt die Bibel ein heidnisches Flächenimperium, das sich immer weiter ausdehnt und dem sich nur das kleine Israel im Namen seines scharf umrissenen Glaubens und einer eigenen Identität verweigert.
Alles anregend, alles gleichzeitig, alles bedeutungslos
Kopfsalat mit Hebbel in Salzburg: Die Festspiele versenken Judit in der Geschichte