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„Ins Leben zurückgefunden“

Schwangerenbegleitung bei lebensverkürzender Diagnose: das Kinderhospiz Bärenherz. Von Theresia Theuke
Eltern brauchen Hilfe, um ihre nicht lebensfähigen Kinder anzunehmen
Foto: Sarah Keßler/Bärenherz | Eltern brauchen Hilfe, um ihre nicht lebensfähigen Kinder anzunehmen, zu lieben und wieder loszulassen.

Jede Schwangere kann unerwartet mit der Diagnose konfrontiert werden, dass das Kind in ihrem Mutterleib nicht gesund ist – im schlimmsten Fall sogar nicht lebensfähig. So erging es auch Julia (28), der der Gynäkologe in der 12. Schwangerschaftswoche die Schreckensbotschaft mitteilte.

Sie sagt rückblickend: „Ende 2017 wurde ich schwanger mit unserem Wunschkind und wir informierten an Weihnachten unsere Familie über die erfreuliche Nachricht. Doch nur wenige Zeit später bei einem Routine-Ultraschall in der 12. Schwangerschaftswoche entdeckte der Arzt Auffälligkeiten bei unserem Baby. Noch am gleichen Tag erhielten wir die Diagnose, dass Lilly einen schweren Herzfehler habe und wahrscheinlich nicht lange leben und vermutlich noch in meinem Bauch sterben würde. Für uns stand sehr schnell fest, dass nicht wir über ihr Lebensende entscheiden wollten.“

Ihr Entschluss war mutig und stieß auf Ablehnung. Immer wieder wurde ihnen eine Abtreibung als die klügste Entscheidung ans Herz gelegt. Doch die kam für die Eltern nicht in Frage. Und zum Glück entdeckte Julias Hebamme die Einrichtung „Bärenherz“ im Internet. Von diesem Tag an wurde die junge Familie von der Diplom- Sozialpädagogin Claudia Langanki liebevoll betreut.

Sie setzt sich auch nach ihrer Pensionierung tatkräftig dafür ein, dass jungen Eltern die Möglichkeit zur Trauer über ihren Verlust gegeben wird. Seit sie als Leiterin des Kinderhospizes Bärenherz in den Ruhestand gegangen ist, hat sie ihr eigenes Projekt auf die Beine gestellt.

Sie bieten eine Schwangerenberatung und -begleitung bei lebensverkürzender Diagnose oder schwerster Behinderung des ungeborenen Kindes an sowie Trauerbegleitung nach frühem Verlust oder stiller Geburt für die ganze Familie. In der Einrichtung von Claudia Langanki fanden Julia und ihr Mann mit ihrem ungeborenen Kind den Ort, an dem sie es nach 42 Schwangerschaftswochen lebend zur Welt bringen konnten. Dreißig Minuten durften sie ihre Tochter Lilly in den Armen halten. Dreißig Minuten des unfassbaren Glücks.

„Noch am gleichen Tag zogen wir mit Lilli in ein Familienzimmer ein. Dort hatten wir weitere vier Tage Zeit, Lilli kennenzulernen und uns von ihr zu verabschieden. Wir sind so froh, dass wir diese kostbare Zeit mit ihr hatten. Durch die wundervolle Begleitung von Bärenherz und auch den Hebammen können wir heute sagen, dass wir ins Leben zurückgefunden haben.“ Die Geschichte von Julia und Lilly ist kein Einzelfall.

Im Kinderhospiz „Bärenherz“, das von der STIFTUNG JA ZUM LEBEN finanziell unterstützt wird, lernen viele betroffene Eltern und ihre Angehörigen, ihre nicht lebensfähigen Kinder anzunehmen, zu lieben und wieder loszulassen. Frau Langanki und ihr Team bietet mit ihrem Konzept eine echte, lebensbejahende Alternative zu (Spät-)Abtreibungen. Eine Alternative, die Hoffnung und Freude, Schmerz und Leid miteinander versöhnt.

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