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Franziskus – ein Papst für die Armen und der Peripherie

Ein Überblick über die wichtigsten Stationen des ersten Pontifex aus Lateinamerika
Vatican, Rome: Pope Francis during his weekly general audience in st. Peter's square
Foto: Archiv | Steht mittlerweile im sechsten Jahr seines Pontifikats: Franziskus.

Seit fünf Jahren leitet Papst Franziskus die katholische Weltkirche mit ihren mehr als 1,2 Milliarden Mitgliedern. Er ist der erste Papst der Geschichte aus Lateinamerika und der erste Jesuit im höchsten Kirchenamt. Die „Tagespost“ zeichnet die wichtigsten Stationen seiner Amtszeit nach:

2013

13. März: Der Erzbischof von Buenos Aires, Kardinal Jorge Mario Bergoglio, wird zum Papst gewählt. Der 76-Jährige wählt den Namen Franziskus – ein Novum in zweitausend Jahren. Franziskus ist der erste Lateinamerikaner und erste Jesuit im Papstamt. Schon in den ersten Tagen begeistert er die Öffentlichkeit durch Demutsgesten und Vorleben von Bescheidenheit. Die Rede vom „Papst für die Armen“ und vom „Bergoglio-Style“ geht um. Der neue Papst erhält unzählige Einladungen für Auslandsreisen und für ökumenische und interreligiöse Begegnungen.

23. März: In Castel Gandolfo kommt es zur historischen Begegnung zweier Päpste: Franziskus und Benedikts XVI.

April: Franziskus setzt eine Kommission von Kardinälen zur Erarbeitung einer Kurienreform ein.

Juli: Weltweit beachtet wird die Tagesreise zur italienischen Flüchtlingsinsel Lampedusa.

Juli: Erste Auslandsreise zum Weltjugendtag in Rio de Janeiro mit Millionen Jugendlichen.

August: Franziskus ernennt den Diplomaten Pietro Parolin (58) zu seinem neuen Staatssekretär und damit zur Nummer zwei der Vatikan-Hierarchie. Parolin löst Kardinal Tarcisio Bertone (78) ab.

September: Millionen Christen weltweit folgen dem Aufruf von Franziskus, für eine friedliche Lösung des Syrien-Konflikts zu fasten und zu beten. Zentrale Veranstaltung ist eine vierstündige Gebetswache auf dem Petersplatz.

September: Franziskus kündigt die Heiligsprechung seiner Vorgänger Johannes Paul II. (1978–2005) und Johannes XXIII. (1958–1963) an.

Oktober: Besuch in der Franziskus-Stadt Assisi.

November: Mit seinem Schreiben „Evangelii gaudium“ legt Franziskus eine Art Regierungs- und Reformprogramm vor. Er erntet viel Lob, aber auch Kritik wegen seiner pauschalen Verdammung des Kapitalismus.

Dezember: Von der US-Zeitschrift „Time Magazine“ wird Franziskus als erst dritter Papst zur „Person des Jahres“ gekürt – Krönung eines medialen „Papst-Hypes“ 2013.

2014

Mai: Bei seiner Heilig-Land-Reise wirbt Franziskus für Versöhnung im Nahen Osten. Er setzt spektakuläre Friedensgesten, etwa ein Gebet an der israelischen Sperrmauer sowie die symbolische Umarmung dreier Weltreligionen an der Klagemauer.

Juni: Friedensgebet mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und Israels Staatspräsident Schimon Peres in den vatikanischen Gärten.

Oktober: Außerordentliche Weltbischofssynode zum Thema Ehe und Familie. In der Frage der Kommunionzulassung wiederverheirateter Geschiedener fällt die Synode keine Entscheidung, lässt sie aber offen.

November: Franziskus besucht die Türkei. In Ankara trifft er mit Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan zusammen. In Istanbul betritt er erstmals in seiner Amtszeit eine Moschee und betet dort.

Dezember: Kuba und die Vereinigten Staaten kündigen nach mehr als einem halben Jahrhundert politischer Eiszeit die Aufnahme diplomatischer Beziehungen an. Angestoßen und vermittelt wurde die Wiederannäherung durch Franziskus und die Vatikan-Diplomatie.

Dezember: Franziskus macht mit einer Philippika vor der versammelten Kurie weltweit Schlagzeilen. Er zählt fünfzehn „Krankheiten“ auf, darunter Karrierismus, Lästerei, Neid und Doppelmoral.

2015

Januar: Auf den Philippinen feiert Franziskus mit nach offiziellen Angaben sechs bis sieben Millionen Menschen eine Messe. Dies wäre der größte katholische Gottesdienst aller Zeiten.

April: In einer Rede vor mehreren tausend Armeniern bezeichnet Franziskus deren Verfolgung während des Ersten Weltkriegs als „ersten Genozid des zwanzigsten Jahrhunderts“. Die Türkei protestiert ungehalten und leitet diplomatische Schritte ein.

Juni: In seiner Umweltenzyklika „Laudato si“ mahnt Franziskus einen besseren Umgang mit der Umwelt und den Menschen an, die in ihr leben, und beklagt die Wirtschaftsweise des Westens.

Juli: Franziskus besucht Bolivien, Ecuador und Paraguay und bittet um Entschuldigung für Vergehen der Kirche an der indigenen Bevölkerung Südamerikas.

September: Auf Kuba und in den Vereinigten Staaten vertieft der Papst seine Versöhnungsbotschaft an die einstigen Feindstaaten. Vor der UNO-Vollversammlung fordert er eine gerechtere Machtverteilung in der internationalen Gemeinschaft.

Oktober: Bei der ordentlichen Synode zu Ehe und Familie berät sich der Papst drei Wochen lang mit Bischöfen aus aller Welt. Dabei geht es auch um den Umgang mit homosexuellen Paaren und wiederverheirateten Geschiedenen. Die Synode öffnet in der Frage der Kommunionzulassung der Wiederverheirateten die Tür ein wenig, überlässt es aber dem Papst, durch sie hindurchzugehen.

Dezember: Franziskus bekommt den Internationalen Karlspreis 2016 zugesprochen. Die Verleihung findet im Mai im Vatikan statt.

2016

Februar: In einer historischen Begegnung trifft Franziskus auf Kuba den Moskauer Patriarchen Kyrill I. Bei dieser ersten Begegnung überhaupt zwischen den Oberhäuptern der römisch-katholischen Kirche und der russischen Orthodoxie sprechen sich beide für die Wiederherstellung der Kircheneinheit und für Zusammenarbeit bei weltweiten Herausforderungen aus.

April: Von seinem Besuch in einem Flüchtlingslager auf Lesbos nimmt Franziskus zwölf muslimische Flüchtlinge aus Syrien nach Rom mit.

April: Das Abschlusspapier des Papstes zur Familiensynode „Amoris laetitia“ löst eine lebhafte innerkirchliche Debatte über den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen aus. Sie gipfelt im November in einem Brief von vier Kardinälen, die Zweifel („dubia“) äußern und vom Papst eine Klarstellung verlangen.

Oktober: Im schwedischen Lund eröffnet der Papst gemeinsam mit dem Lutherischen Weltbund das Gedenkjahr zum 500. Jahrestag der Reformation.

2017

Juni: Franziskus verlängert die fünfjährige Amtszeit des deutschen Kurienkardinals Gerhard Ludwig Müller als Präfekt der Glaubenskongregation nicht.

2018

Januar: Franziskus besucht Chile und Peru. Überschattet wird die Visite von der Debatte um Vertuschungsvorwürfe gegen den von ihm eingesetzten chilenischen Bischof Juan Barros. Auch der Papst selbst gerät in die Kritik und setzt einen Sonderermittler für die Angelegenheit ein.

März: Der Papst setzt eine Vorbereitungskommission für die Außerordentliche Amazonas-Synode im Oktober 2019 ein und ernennt Kardinal Claudio Hummes und den aus Österreich stammenden Bischof Erwin Kräutler zu Mitgliedern dieser Kommission. Letzterer, der lange Zeit Bischof der Amazonas-Diözese Xingu war, aber auch der ehemalige Präfekt der Kleruskongregation, Kardinal Hummes, wünschen die Weihe von „viri probati“. DT/kna

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