Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Die beiden jungen Damen kreuzten urplötzlich meinen Weg, bauten sich vor mir und einigen Kindern, die neben mir gingen, auf und deuteten auf ein Plakat, das ein Farbfoto eines vielleicht zehn Wochen alten Fötus in der Fruchtblase zeigte. „Das ist widerlich!“ – sagten sie mit entsprechender Miene und verschwanden zur anderen Straßenseite hin. Ich sah die Kinder an, die sichtlich stolz waren, beim „Marsch für das Leben“ mit einer so wichtigen Aufgabe wie dem abwechselnden Tragen des Plakats betraut worden zu sein. Ich wollte ihnen etwas sagen. Doch ich wusste nicht, was. „Es ist nicht so schlimm!“? Das wäre gelogen gewesen.
Der Wert des Lebens sinkt
Wie Abtreibungen unser Leben verändern – Und das, was wir darunter verstehen. Ein Essay. Von Josef Bordat