Flammen lodern meterhoch aus tiefen Erdlöchern. Funken sprühen. Blutlachen schimmern am Boden. Ein Priester wäscht ein blutiges Messer unter einem Wasserstrahl. Dutzende Lämmer und Schafe wurden eben rituell geschlachtet. Punkt 19.18 Uhr, als die Sonne hinter den Hügeln Samariens verschwand, wurden den Tieren nach langen, vom Hohepriester angeführten rhythmischen Gebeten die Kehlen durchgeschnitten. Weißgewandete Männer und Knaben halten mit hartem Griff die Lämmer fest, die wild zuckend mit ihrem Blut ihr Leben ausströmen. Irgendwann rührt sich keines mehr von ihnen. Sie werden gehäutet und ausgeweidet. Die Gedärme verbrennen sie über einem großen Feuer: Es ist Pessach bei den Samaritanern. Im samaritanischen Dorf Kirjat Luza, knapp ...
Mit bitteren Kräutern
Das rituelle Pessach-Fest bei den Samaritanern – Leben im biblischen Volk heute. Von Oliver Maksan