Ausgerechnet von Johann Wolfgang von Goethe, dem alten Heiden in Weimar, stammt die bekannteste Auferstehungsszene der deutschen Literatur- und Theatergeschichte. Ebenso bildungssüchtig wie deprimiert steht der Gelehrte Dr. Faust in nächtlicher Stunde kurz davor, sein Leben mit Gift zu beenden – da hört er den Osterglockenklang samt Chor. „Christ ist erstanden! Freude dem Sterblichen,/ Den die verderblichen,/ Schleichenden, erblichen Mängel umwandeln.“ Ein tröstlicher Gesang, der Faust zwar nicht bekehrt („Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“), aber doch in sentimentale Stimmung versetzt.
Spielarten der Auferstehung
Ostern, das wichtigste Fest der Christenheit – man sollte denken, dass es mit all seinen revolutionären Implikationen die Dramatiker und Romanschriftsteller zu spannenden Geschichten angespornt hat. Doch der Befund lautet – abgesehen von wenigen Ausnahmen – anders. Es sei denn, man spannt den Interpretationsbogen sehr weit und lässt auch Motive, Symbole und indirekte Erzählstrukturen gelten. Von Stefan Meetschen