Den Kopf leicht zur Seite geneigt, schlagen sich Trauer und stille Verinnerlichung in dem Ausdruck der Madonna nieder. Der Betrachter spürt auch ihre Demut und Hingabe. Sind Gesichter nicht Spiegelbilder der Seele? Erspüren wir nicht auf den ersten Blick – noch bevor wir Worte wechseln –, in welcher Stimmung unser Gegenüber ist? Vor allem in der Kunst drückt sich in der Haltung einer Figur, ihren Händen und eben auch im Gesicht die ganze Meisterschaft aus, vermag das religiöse Werk Anteilnahme auszulösen und zur Kontemplation anzuregen. Große Meister sind in der Lage, ihren Figuren Leben einzuhauchen, gleichsam ihr Wesen zum Leuchten zu bringen.
Individuelle Züge eingehaucht
Kunst weckt Frömmigkeit: Großartige Darstellung von Tilman Riemenschneider. Von Susanne Kessling