Er hat einen großen Namen – wenn auch nicht bei uns: René Girard, der im kommenden Jahr 90 wird, ist trotz Weltruhms als Kulturwissenschaftler und Religionsphilosoph im deutschen Sprachraum nur Eingeweihten bekannt. Ebenso leidenschaftlich geschätzt wie angefochten verdankt der Südfranzose, ursprünglich Literaturwissenschafter, seine Bekanntheit vor allem seinem vor 40 Jahren erschienenen Buch „Das Heilige und die Gewalt“, das jetzt erneut in deutscher Übersetzung vorliegt. Es will nicht nur eine Herleitung und Erklärung des grundlegenden, Mensch wie Tier erfassenden Phänomens der Gewalt bieten, sondern darüber hinaus eine Hypothese zur Entstehung von Kult und Religion, ja von Kultur überhaupt.
Die Moderne ist die Krise des Opferkults
Für René Girard gehören das Heilige und die Gewalt zusammen: In Fesseln gelegt von der versöhnenden Kraft des Opfers. Von Urs Buhlmann